Überblick über Marginmethodik

Einleitung

Die Methodik, die verwendet wird, um die Marginanforderung für eine bestimmte Position zu errechnen, wird überwiegend auf Grundlage der folgenden drei Faktoren festgelegt:
 
1.      Produktart;
2.      Die Regeln der Börse, wo das Produkt geführt wird und die federführende Aufsichtsbehörde des ausführenden Brokers;
3.      IBKRs interne Anforderungen.
 
Obwohl mehrere methodologische Ansatze zur Verfügung stehen, können diese in der Regel unter zwei verschiedenen Verfahrensweisen zusammengefasst werden: Regel- oder risikobasierend. Regelnbasierende Ansatze gehen generell von einheitlichen Marginraten bei allen Produkten aus, bieten keine produktübergreifende Verrechnungen an und betrachten derivative Instrumente in ähnlicher Weise wie den Basiswert. In diesem Sinne bieten Sie ein einfach zu berechnendes Produkt an, das aber häufig auf Annahmen beruht, die zwar einfach auszuführen sind, aber das Risiko eines Instruments im Verhältnis zur historischen Performance unterbewertet oder überbewertet. Ein typisches Beispiel einer regelbasierenden Methodik ist die US-basierte Reg. T-Anforderung.
 
Im Vergleich dazu zielen risikobasierende Methodologien häufig darauf ab, eine Marginabdedckung zu gewährleisten, welche die vergangene Performance wiederspiegelt, produktübergreifende Verrechnungen miteinbeziehen und darauf abzielen, non-lineare Risiken von derivativen Produkten mit Hilfe von mathematischen Preismodellen abzubilden. Diese Ansätze sind trotz ihrer intuitiven Ausrichtung auf Berechnungen abgestellt, die nicht leicht von Kunden replizierbar sind. Dazu kommt, dass in dem Maße, wie ihre Inputs auf bisher beobachtetes Marktverhalten beruhen, daraus in erheblichem Maße fluktuierende Anforderungen resultieren können. Beispiele für risikobasierte Ansätze sind TIMS and SPAN.
 
Unabhängig davon, ob die Methodik auf Regeln oder auf Risiken basiert, geben die meisten Broker interne Marginanforderungen vor, die darauf abzielen, die gesetzlichen oder Standardanforderungen in konkret anvisierten Fällen, wo die Anforderung des Brokers in Bezug auf Exposure höher ist, als mit der Erfüllung der Standardanforderung gegeben wäre, zu erhöhen. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die wichtigsten risiko- und regelbasierten Methoden.
 
Überblick über die Methodik
  
Risikobasiert
a.      Portfolio-Margin (TIMS) – Das Theoretische Intermarket Margin Market System (TIMS) ist eine von der Options Clearing Corporation (OCC) entwickelte risikobasierte Methode zur Berechnung des Portfoliowertes bei einer Reihe von hypothetischen Marktszenarien, bei denen Preisänderungen angenommen und Positionen neu bewertet werden. Die Methodik bedient sich eines Optionspreismodells zur Neubewertung von Optionen, und die OCC-Szenarien werden durch eine Reihe von internen Szenarien ergänzt, die dazu dienen, zusätzliche Risiken wie extreme Marktbedingungen, konzentrierte Positionen und Verlagerungen bei den für Optionen typischen Volalitäten zu erfassen. Darüber hinaus gibt es bestimmte Wertpapiere (z.B. Pink Sheet, OTCBB und Low Cap), wo die Margin nicht erhöht werden kann. Sobald die prognostizierten Portfoliowerte für jedes Portfolio bestimmt wurden, wird die Marginanforderung von dem Szenario, bei dem der größte Verlust zu erwarten ist, abgeleitet.
 
Zu den Positionen, die unter die TIM-Methode fallen, gehören US-Aktien, börsengehandelte Fonds, Optionen, Einzelaktien-Futures, und Aktien und Optionen von Emittenten außerhalb der USA, die den Marktreife-Test der SEC erfüllen.
 
Da diese Methode weit komplexere Berechnungen als eine regelbasierte Methode verwendet, ist sie in der Regel präziser und bietet generell eine stärkere Hebelwirkung. In Anbetracht seiner hohen Hebelwirkung und schwankender Anforderungen, die eine zügige Reaktionsfähigkeit auf Marktentwicklungen erfordern, ist diese Methodik für erfahrene Akteure gedacht und erfordert ein Mindesteigenkapital von $110 000 zur Eröffnung und $100 000 zur Wartung. Die Anforderungen für Aktien, die nach dieser Methode geführt werden, liegen im Allgemeinen zwischen 15% und 30%, wobei die günstigere Anforderung bei Portfolios, die eine stark diversifizierte Gruppe von Aktien mit historisch niedriger Volalität enthalten, und die zum Einsatz von Option Hedges neigen, zur Anwendung kommt.
 
b.       SPAN – Die Methode „Standard Portfolio Analysis of Risk” (SPAN), ist eine vom Chicago Mercantile Exchange (CME) entwickelte risikobasierte Marginmethode, die für Futures und Future-Optionen entwickelt wurde.  Ähnlich wie TIMS bestimmt SPAN die Marginanforderung, indem der Wert des Portfolios unter Berücksichtigung einer Reihe von hypothetischen Marktszenarien, bei denen angenommen wird, dass sich die Preise der Basiswerte und impliziten Volalitäten ändern, berechnet wird. Auch hier wird IBKR bei den Annahmen interne Szenarien einbeziehen, die extreme Preisbewegungen zusammen mit den besonderen Auswirkungen, die solche Bewegungen auf „Deep Out-Of-The-Money-Optionen haben werden, berücksichtigen. Das Szenario, das den größten Verlust voraussagt, wird als Marginanforderung herangezogen. Ein näherer Überblick über das SPAN-Marginberechnungssystem wird in KB563 bereitgestellt.
 
Regelbasiert
a.      Reg. T - Die US-amerikanische Zentralbank, die Federal Reserve Board, ist dafür verantwortlich, die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten, und systemische Risiken der Finanzmärkte zu erkennen und einzudämmen.  Sie kommt dieser Aufgabe teilweise nach durch die Festlegung der Kredithöhe, welche Broker-Händler ihren Kunden anbieten dürfen, um Wertpapiere auf Margin zu kaufen. 
 
Die Umsetzung findet durch Regulation T (Reg) statt. Häufig als T bezeichnet, bezieht sich diese Regel auf die Einrichtung eines Marginkontos, die erforderliche Anfangsmargin, und Zahlungsmodalitäten, die bei bestimmten Wertpapieren streng geregelt sind. Zum Beispiel wird bei Aktienkäufen laut Reg. T vorgeschrieben, dass der Kunde eine anfängliche Margineinzahlung, die 50% des Kaufpreises entspricht, leistet. Dies ermöglicht dem Broker, einen Kredit fur die Finanzierung der restlichen 50% zu gewähren. Zum Beispiel sind Kontoinhaber, die Wertpapiere im Wert von $1000 kaufen möchten, verpflichtet, $500 als Sicherheit zu hinterlegen, und haben die Möglichkeit, $500 auszuleihen, um die Wertpapiere zu halten.
 
Reg. T legt nur die anfängliche Marginanforderung und die Wartungsmargin fest. Der erforderliche Betrag zur Haltung einer einmal eröffneten Position wird durch Börsenregeln festgelegt (25% für Aktien). Reg. T legt auch keine Marginanforderungen für Wertpapieroptionen fest, da dies in den Zuständigkeitsbereich der Börse fällt, wo die Wertpapiere gelistet sind. Optionen, die in einem Reg. T-Konto gehalten werden, unterliegen ebenfalls einer regelbasierten Methodik, bei der Short-Positionen wie Aktenequivalente behandelt werden und für Spread-Positionen eine Marginentlastung vorgesehen ist. Darüber hinaus sind Positionen, die auf einem qualifizierten Portfolio-Marginkonto gehalten werden, von den Anforderungen von Reg. T befreit. 

 

Weitere Informationsquellen

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